Klinik

Epidemiologie

Bei dem Magenkarzinom handelt es sich um die vierthäufigste Krebserkrankung. Weltweit sterben jährlich mehr als 700,000 Menschen daran. Das Magenkarzinom tritt bei älteren Menschen häufiger als bei jüngeren auf. Das mittlere Erkrankungsalter beträgt bei Männern 71 und bei Frauen 76 Jahre.

Einteilung

Grundsätzlich müssen zwei unterschiedliche Typen des Magenkarzinoms unterschieden werden. Das Magenkarzinom vom intestinalen Typ ist mit ca. 70% die häufigste Ausprägung. Im Tumorgewebe finden sich meist noch gut differenzierte Strukturen der Magenschleimhaut. Glücklicherweise ist die Zahl jährlicher Neuerkrankungen an einem Magenkarzinom vom intestinalen Typ seit mehreren Jahren rückläufig. Dies wird auf bessere Ernährungs- und Lebensgewohnheiten zurückgeführt sowie auf die sinkende Zahl an Infektionen der Magenschleimhaut mit Helicobacter pylori-Bakterien. Demgegenüber ist die Zahl an Neuerkrankungen beim Magenkarzinom vom diffusen Typ weltweit nahezu gleichbleibend. Dieser Ausprägungstyp betrifft ca. 10% aller Magenkarzinome, enthält keine Drüsenstrukturen und ist durch ein infiltratives Wachstum in das Magengewebe gekennzeichnet.

Risikofaktoren

Beim Magenkarzinom handelt es sich um eine multifaktorielle Erkrankung. Die Infektion mit Helicobacter pylori-Bakterien stellt für beide Ausprägungstypen den wichtigsten Risikofaktor dar. Daneben kommt der familiären bzw. genetischen Belastung als Risikofaktor für das Magenkarzinom entscheidende Bedeutung zu. Für das Magenkarzinom vom intestinalen Typ gelten als weitere Risikofaktoren ein Alter von über 55 Jahren, Tabak- und Alkoholkonsum und eine an tierischen Bestandteilen reiche bzw. eine obst- und gemüsearme Ernährung. Demgegenüber tritt das Magenkarzinom vom diffusen Typ häufiger bei Frauen und jüngeren Patienten auf.

 

Diagnose und Symptome

Abbildung. Endoskopisches Bild eines suspekten Geschwürs (Ulcus) am Übergang zwischen Magenkörper (Corpus) und Magenausgangsbereich (Antrum). Die histologische Aufarbeitung der bei der Endoskopie entnommenen Gewebeproben zeigte, dass es sich um ein Magenkarzinom handelt.

Die Diagnose eines Magenkarzinoms wird in der Regel durch eine Magenspiegelung (Gastroskopie) mit Entnahme von Gewebeproben (Biopsie) gestellt. Meist erfolgt die Diagnose erst in einem fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung, da die anfänglichen Beschwerden relativ unspezifisch sind oder überhaupt nicht vorhanden sind. Hierzu zählen Völlegefühl, allgemeine Schwäche und ein Leistungsabfall. Da die Diagnosestellung des Magenkarzinoms in einem Frühstadium der Erkrankung mit einer deutlich besseren Prognose assoziiert ist, wird die Indikation zur Magenspiegelung bereits bei Vorliegen von unspezifischen Oberbauchbeschwerden großzügig gestellt. Im fortgeschrittenen Stadium sind Symptome wie rezidivierendes Erbrechen, Appetitlosigkeit, Gewichtverlust und Zeichen einer Magenblutung mit Bluterbrechen und Teerstuhl charakteristisch.

Eine Magenspiegelung ist beispielhaft in der Abbildung dargestellt. Am Übergang zwischen Magenkörper (sog. Corpus) und Magenausgangsbereich (sog. Antrum) zeigt sich ein suspektes Geschwür (Ulcus), aus dem Gewebeproben (Biopsien) entnommen wurden. Die histologische Aufarbeitung der Gewebeprobe zeigte, dass es sich um ein Magenkarzinom handelt.

Abbildung D. Oberbauch CT bei einer Patientin mit histologisch gesichertem Magenkarzinom im Ausgangsbereich des Magens (sog. Antrum, siehe Pfeil). Durch den Tumor war die Magenentleerung verhindert, die Patientin stellte sich wegen Erbrechen und Gewichtverlust in der Klinik vor.

Abbildung. Magenspiegelung des Übergangs zwischen Magenkörper und Magenausgangsbereich.

Therapie

Nach Diagnosestellung erfolgen Untersuchungen, um das Tumorstadium zu bestimmen (sog. Staging). Zum Staging gehören eine Ultraschalluntersuchung des Bauchraums und eine Computertomographie (CT) vom Brust- und Bauchraum (siehe Abbildung D). Es werden die genaue Lokalisation des Tumors und die Tiefe der Tumorinfiltration bestimmt sowie untersucht, ob Lymphknoten und das Bauchfell ebenfalls vom Tumor betroffen sind oder Fernmetastasen vorliegen.

Sobald das Staging abgeschlossen ist, wird das Therapiekonzept interdisziplinär in einem sog. Tumorboard festgelegt und mit dem Patienten ausführlich besprochen. Dabei ist das therapeutische Vorgehen vom Tumorstadium, den Begleiterkrankungen und vom Allgemeinzustand des Patienten abhängig. Das Therapieziel kann die komplette Heilung (kuratives Therapiekonzept) oder die Verlängerung des Überlebens und der Erhalt der Lebensqualität (palliatives Therapiekonzept) sein

Abbildung D. Oberbauch CT bei einer Patientin mit histologisch gesichertem Magenkarzinom im Ausgangsbereich des Magens (sog. Antrum, siehe Pfeil). Durch den Tumor war die Magenentleerung verhindert, die Patientin stellte sich wegen Erbrechen und Gewichtverlust in der Klinik vor.

Abbildung. Oberbauch CT bei einer Patientin mit histologisch gesichertem Magenkarzinom im Ausgangsbereich des Magens (sog. Antrum, siehe Pfeil). Durch den Tumor war die Magenentleerung verhindert, die Patientin stellte sich wegen Erbrechen und Gewichtverlust in der Klinik vor.

Bei potentiell heilbaren Patienten stellt die operative Entfernung des Magenkarzinoms die Standardtherapie dar, wobei kleine oberflächige Magenkarzinome endoskopisch entfernt und somit geheilt werden können. Abhängig vom Tumorstadium kann vor der Operation eine Chemotherapie begonnen werden, die nach der Operation fortgesetzt wird. Ist eine Operation ohne Erfolgsaussichten, stellt die sog. Radiochemotherapie eine alternative Möglichkeit mit potentiell kurativer Absicht dar.

Bei lokal fortgeschrittener nicht operierbarer Erkrankung bzw. dem Vorliegen von Fernmetastasen wird dem Patienten eine palliative Chemotherapie angeboten, wobei verschiedene Medikamente zur Verfügung stehen. Die Auswahl der Chemotherapie richtet sich nach dem Allgemeinzustand und den Begleiterkrankungen des Patienten, zudem wird das Nebenwirkungsprofil der einzelnen Medikamente berücksichtigt.

Patienten mit fortgeschrittener Erkrankung und schlechtem Allgemeinzustand, denen eine palliative Chemotherapie nicht angeboten werden kann, werden unterstützende Maßnahmen angeboten. Hier steht die Behandlung von möglichen Komplikationen der Grunderkrankung (unter anderem Übelkeit, Erbrechen, Blutungen, Blutarmut und Aszites) im Vordergrund.